Für alle Frauen, die zweifeln…
Du kennst das: Deine beste Freundin zupft am Kleid, verdreht die Augen und sagt, sie sei zu dick, die Haare zu wenig, die Stimme zu laut, sie sei nicht schön. Und du denkst dir nur: Wirklich?! Ich würd alles dafür geben, so auszusehen wie du.
Und wenige Sekunden später schauen wir selbst in den Spiegel und machen uns selbst auf die gleiche Art und Weise runter.
Meine Shootings sind für genau diesen Moment.
Jule konnte sich vor unserem Shooting nicht vorstellen, dass dabei schöne Bilder von ihr herauskommen könnten.
Denn während wir Frauen täglich mit uns hadern, erreichen meine Freudninnen und mich regelmäßig Nachrichten in der realen Welt wie auch auf Social Media von 60-jährigen Typen mit Halbglatze, Bauchansatz und dem Ego eines Abercrombie & Fitch-Models.
„Hey Süße“ – „Was suchst du hier?“ – „Du siehst toll aus.“ - „Sollen wir mal was trinken gehen? Ich lade dich ein.“ - „Nein, warum? Hast du einen Freund?“
Diese Männer glauben ernsthaft, unsere Aufmerksamkeit stünde ihnen zu. Warum? Weil sie zu selbstbewussten Männern erzogen wurden. Weil ihnen von Kindheitstagen eingetrichtert wurde, dass sie gut so sind, wie sie sind. Weil sie sich selbst einfach geil finden. Und damit mich hier niemand falsch versteht, ich sage nicht, dass ein Mann mit Halbglatze und Bauchansatz aufgrund seiner Optik weniger Wert ist als ich.
Als Außenstehender schwer zu verstehen, aber ein Teil der Wahrheit. Isadora hat mir erzählt, dass sie sich auf Fotos eigentlich nie gefällt. Sie sehe nur die Dinge, die sie nicht an sich möge. Spoiler. Das konnten wir ändern.
Ich sage bloß, dass ich, die sich mit Minimum drei Nebenjobs durch das Studium gekämpft hat, trotzdem Zeit hatte ihrem sozialen Umfeld immer eine gute Freundin zu sein, die sich selbstkritisch betrachtet und jeden Tag daran arbeitet eine bessere Version von sich selbst zu sein, die oft doppelt so hart arbeiten musste wie ihre männlichen Kollegen, um ernstgenommen zu werden, die immer ruhig bleibt, wenn Männer ihr ihren eigenen Job erklären wollen, die neben ihrem Vollzeitjob als Redaktionsleiterin, ein eigenes Unternehmen im Ausland aufbaut, die trotz generalisierter Angststörung ausgewandert ist und sich von Null auf ein neues Leben aufgebaut hat, die sich grundsätzlich jeden Tag hinterfragt und Mühe gibt, sich allen gegenüber korrekt zu verhalten, die jeden Tag eine Stunde früher aufsteht, um mit einem gepflegten Äußeren in den Tag zu starten, die das Glück hat mit einem Körper geboren worden zu sein, der dem gesellschaftlichem Ideal sehr nah kommt, die die trotzdem jede Woche im Fitnessstudio steht, damit sie hoffentlich nie wieder gefragt wird, ob sie schwanger sei, weil man ja einen Bauchansatz erahnen könne, die fast jeden Abend in der Küche steht, um sich selbst ein gesundes Essen vorzubereiten, die geschätzt wird für ihre Stärke, Kreativität und Schlagfertigkeit, die an jedem Tag, an dem sie die Kraft dafür findet, für ein bisschen mehr Gerechtigkeit auf dieser Welt einsteht - dass ich, als diese Frau, die ich bin, mich niemals trauen würde eine solchen Nachricht an einen offensichtlich wesentlich attraktiveren Mann zu schicken.
Und zwar weil ich, und das gilt leider für die meisten Frauen, nicht zu einem selbstbewussten Mann erzogen wurde. Sondern zu einer Frau, die sich gefälligst mit ihrem Schicksal abfinden, die Fresse halten, hübsch lächeln und sich über die Aufmerksamkeit von Männer freuen soll. Aber damit muss Schluss sein. Wir müssen uns selbst mehr Aufmerksamkeit schenken und vor allem der Tatsache, wie wunderbar wir sind.
Nicht jedes Motiv passt zu jeder Frau. Manche fühlen sich am wohlsten unbeobachtet im Studio, andere mit der Bestie am Lieblingsplatz.
Und dann kam das mit dem Lächeln
Ich erinnere mich gut an ein Gespräch mit meinem Ex-Freund.
Er mochte nur ein einziges Bild von mir – das, auf dem ich lache.
Alle anderen wirkten ihm „zu ernst“, „zu arrogant“, „zu inszeniert“.
Das Tragische?
Das eine Bild, das ihm gefiel, war das einzige, das gestellt war.
Es ging mir zu der Zeit richtig schlecht. Ich war leer, depressiv, müde vom Funktionieren und vom ständigen Geben.
Und ich hatte ein Projekt begonnen:
Fake it till you make it.
Immer wenn ich mich besonders hässlich fand, machte ich ein Selbstporträt – in der Hoffnung, mich selbst wieder überzeugen zu können, dass ich objektiv ein schöner Mensch bin.
Das Lächeln auf dem Foto war die größte Lüge von allen.
Und trotzdem war es das Bild, das „allen“ gefiel.
Genau mit diesem Foto fing alles an. Und ja, das Lachen war zu 100 Prozent Fake. Inzwischen brauche ich nichts mehr zu faken.
Ich hab die Schnauze voll.
Wenn dir nicht nach Lächeln ist – dann lach nicht.
Du bist kein Deko-Objekt. Keine Projektionsfläche. Keine Barbie mit Dauergrinsen.
Du bist eine ernstzunehmende Frau.
Und bei all der Scheiße, die diese Welt uns aufbürdet, ist es wohl nicht zu viel verlangt, einfach mal nicht zu performen.
Und genau deshalb fotografiere ich
„Be a Queen“ ist kein Insta-ready-Posing-Angebot.
Es ist ein Raum, den du dir nimmst.
Für dich. Für dein Bild von dir. Für einen Moment, in dem du dich so sehen darfst, wie du bist – nicht wie du sein sollst. Du hast dieses Shooting verdient.
Du hast es verdient, dich gesehen zu fühlen. Dich wie eine Königin zu fühlen. Weil du die verdammte Queen bist. Punkt.
Anna meinte vor unserem Shooting sie sei nicht fotogen. Ich lasse das unkommentiert.
An alle Frauen dieser Welt:
Die früh aufstehen, um Brotdosen zu packen.
Die nachts wach liegen, weil sie alles im Kopf haben, was niemand sieht.
Die Listen führen, Geburtstagsgeschenke besorgen, Zahnarzttermine koordinieren,
sich Sorgen machen,
funktionieren,
lächeln,
weiterlaufen.
Die emotional verfügbar sind,
Verantwortung tragen, den Überblick behalten.
Die im Beruf doppelt so gut sein müssen, um halb so ernst genommen zu werden.
Die sich zwischen Stillen, Zoom-Calls, PMS und Steuererklärung selbst verlieren.
Die sich anpassen. Rücksicht nehmen. Ausgleichen.
Und trotzdem denken, sie seien nicht genug.
Ihr seid genug. Ihr seid alles.
Und ihr habt ein verdammtes Bild verdient, das euch daran erinnert.